Kerzenhalter der Nassenfelser Kirche (7/24)

Veröffentlicht am 28. Juli 2024 um 13:48

Zwölf Apostel und die Militärtrommel

von Prof. Dr. Kerstin Merkel

Es ist schon ein kurioses Stück, das mitten in der Nassenfelser Kirche vor dem Altarraum hängt. 12 aus Holz geschnitzte Leuchterarme mit je einem Apostel gruppieren sich um eine runde Trommel, die dem Kronleuchter den inneren Halt gibt. Bei dieser ehemaligen Militär-Trommel handelt es sich um ein ausgedientes Musikinstrument aus der Zeit etwa um 1800.  Die Apostel mitsamt ihren Leuchterarmen sind älter und dürften um 1700-1740 entstanden sein.

Um was handelt es sich bei diesen barocken Apostelleuchtern? Bei jeder Kirchenweihe wurde ein neu erbauter Kirchenraum von dem Bischof an 12 Stellen gesalbt. Diese wurden mit gemalten Weihekreuzen gekennzeichnet. Manchmal hat man hier später auch Wandleuchter montiert, die aufgrund der Anzahl 12 als Apostelleuchter bezeichnet wurden.

Es wird vermutet, dass die barocken Apostelleuchter in der Nassenfelser Kirche aus der 1808 ausgeräumten Wolfgangs-Kapelle des Nassenfelser Schlosses stammen, die einst eine kostbare Ausstattung besaß. Von d haben sich noch eine Madonna (Nassenfels, Kirche) und ein Altar (heute in Karlsruhe) erhalten. Jemand, der bei der Auflösung der Burgkapelle Respekt von den kleinen Kunstwerken hatte, muss um 1810 auf die ungewöhnliche Idee gekommen sein, die Leuchter auf die defekte Militärtrommel zu schrauben – Zur Zeit der Säkularisation in Bayern eine ungewöhnliche und durchaus unorthodoxe Form der praktischen Denkmalpflege.

 

 

(c) Text & Foto: Kerstin Merkel

(Der Text ist eine gekürzte Form des Aufsatzes von Kerstin Merkel, „Der Zwölf-Apostel-Leuchter in der Nassenfelser Kirche“ „Hand in Hand“ 11, Mai 2007, S.19-22)