Wappenstein in der Burg Nassenfels

Veröffentlicht am 31. August 2024 um 18:52

Ein Wappenstein aus der Burg Nassenfels von Bischof Friedrich IV Graf von Öttingen

von Dr. Karl Heinz Rieder

Bei aufmerksamer Beobachtung ergibt es sich zwangsläufig, dass bei Renovierungen und Umbauarbeiten von alten Gebäuden längst vergessene Gegenstände auftauchen. So erging es auch dem Berichterstatter, als er den Keller von Schloss 4 sanierte.

Vor etwa 10 Jahren wurde der große Gewölbekeller unter dem Haus unmittelbar nördlich des Bergfrieds gründlich saniert. In Vorbereitung eines neuen Bodens aus alten Solnhofener Platten wurden dabei zwei lose gesetzte Treppenstufen entfernt. Auf der Unterseite einer Stufe zeigte sich der Teil eines Wappens, sowie der Falz eines Türanschlages. Auffallend war das Rohmaterial des Steins, der offensichtlich aus Sandstein bestand, und nicht wie man erwarten durfte, aus Kalkstein. Ein Großteil des Wappens hatte sich erhalten und zeigte im Schild ein schräges Kreuz. An der rechten Seite war es gebrochen. Nun erinnerte sich der Berichterstatter, dass er schon vor Jahren das passende Anschlussstück am anderen Kellerabgang geborgen hatte, das im Hof lagerte. Der sofortige Versuch, die beiden Stücke anzupassen, war erfolgreich. Nun konnte man das Wappen auch vollständig erkennen. Es war eindeutig das Wappen von Bischof Friedrich IV. Graf von Öttingen, mit der typischen „Schrage“, wie das schräge Kreuz genannt wird.

Besagter Bischof war ein großer Bauherr auf Burg Nassenfels. Er errichtete eine äußere Umfassungsmauer mit zahlreichen Türmen, den sogenannten Zwinger, ein neues, vorgelagertes Torhaus, eine Burgkapelle, eine freistehende Burgküche und ein Domus solemnis, also ein prächtiges Pfleghaus. An der Außenseite des Vortores ließ er einen großen Wappenstein anbringen, mit der Aufschrift MCCCC Fridericus episcopus hoc fecit. Dies geschah im Jahre 1400. Der Wappenstein befindet sich heute auf Burg Kreuzenstein nördlich von Wien, wohin der im 19.Jahrhundet verkauft worden war.

Was hat dies nun mit unserem Wappenstein zu tun? Es ist zu vermuten, dass es sich dabei um den Türsturz des prächtigen Pfleghauses gehandelt hat, der beim Abbruch 1808 zerbrochen war und dann zweckentfremdet als Treppenstufe genutzt wurde. Die Breite spricht für eine zweiflügelige, also repräsentative Türe, wohl des nach Süden gerichteten Haupteingangs. Auch das verwendete Rohmaterial, nämlich Höttinger Sandstein, spricht für Bischof Friedrich, weil er diesen auch in Eichstätt an zahlreichen seiner Bauten verwenden ließ.

Das Original des Türsturzes ist heute im Keller von Schloss 4 an der Wand angebracht, der ebenfalls auf Bischof Friedrich zurückgeht. Über diesem erhob sich einst die ebenfalls abgebrochene Burgkapelle. Eine Replik des Wappensteins wurde im Eingangsbereich der Burg rechts in eine Natursteinmauer eingebaut und kann dort besichtigt werden.

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