Eichenpfähle aus dem Schuttermoor

Veröffentlicht am 3. Januar 2025 um 18:27

von Dr. Karl Heinz Rieder

Im Frühjahr 2023 erfuhr Kreisheimatpfleger Dr. Karl Heinz Rieder von Bürgern aus Nassenfels, dass am Fuße von Aushubhalden des neuen Sportgeländes neben dem Saumweg nahe dem Wertstoffhof zwei Holzpfähle lägen. Eine sofortige Besichtigung der angegebenen Fundstelle bestätigte die Meldung. Zugespitzte Hölzer, also Pfähle, zeugen von historischer Siedlungsgeschichte. Sie sind deshalb von Bedeutung und wurden sofort sichergestellt. Offensichtlich handelt es sich um Eichenholz, das durch die vermeintlich lange Lagerung im Moor schwarz verfärbt waren, wie bei Mooreichen üblich ist.

 

Archäologische Funde auf dem Areal des Schutterparks & Wertstoffhof

Im Aushub von der Oberfläche der neuen Sportanlage „Schutterpark“ wurden bereits zahlreiche Keramikscherben, Tierknochen und Steinwerkzeuge gefunden, so dass die Zeitstellung der Hölzer von Interesse war, auch wenn sie in diesem Zustand ohne Zusammenhang waren. Schon vor gut 10 Jahren wurden beim Bau des Wertstoffhofes Ausgrabungen durchgeführt, wobei Grubenhäuser und Siedlungsgruben des frühen Mittelalters entdeckt wurden. Nach Analyse der Keramik könnte es sich dabei und das frühe Nassenfels handeln. Eine Verlegung in den Bereich des heutigen Ortszentrums nördlich der Burg dürfte im 12. Jahrhundert erfolgt sein.

 

 

(c) Foto Dr. Karl Heinz Rieder

(c) Foto Dr. Karl Heinz Rieder

Dendrochronologie bringt Aufschluss

Ein erster Versuch, die beiden Pfähle zu datieren, lieferte kein zufriedenstellendes Ergebnis. Im September 2024 konnten neue Scheiben der Pfähle an geeigneter Stelle genommen werden und wurden an das Dendrolabor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege übermittelt. Die neuen Messungen führte Franz Herzig durch, der jahrzehntelange die Dienststelle leitete und heute noch Hilfestellung leistet.

Nach erfolgter Messung konnte er ein eindeutiges Dendrodatum mitteilen. Der größere der Pfähle mit tiefschwarzer Schnittfläche erbrachte ein Datum von 656 n. Chr. und ein errechnetes Fälldatum von ca.  677 n. Chr.  Beim zweiten Fall war dies etwas schwieriger. Er stammt vermutlich aus dem 11. Jahrhundert, wobei auch andere Datierungen möglich sind. Ein genaueres Datum könnte man mit einer C 14 Messung erreichen.

 

Aus der Gründungszeit

Das erste Datum aus dem 7. Jahrhundert ist deshalb von besonderem Interesse, da es aus der Gründungszeit des frühen Nassenfels stammen dürfte. Dies wurde schon nach der Analyse der Keramik vermutet.

Die Eichenholzstücke sind Belege mit dem Charakter einer Urkunde, auf der sich für zukünftige Forschungen aufbauen lässt. Dazu bedarf es besonderer Sensibilität bei zukünftigen Bodeneingriffen.

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